Nachhaltigkeitsambition entwickeln: Warum es auf Klarheit, Vision und Positionierung ankommt

Nachhaltigkeit ist wichtig, das wissen mittlerweile die meisten. Aber: “Was genau heißt das für mein Unternehmen? Und wie gehe ich strategisch vor?“ Genau diese Fragen hören wir immer wieder. Die Antwort: Eine fundierte Nachhaltigkeitsambition und nachfolgende Strategie bringen nicht nur Orientierung, sondern wird zunehmend zur Voraussetzung für langfristigen Erfolg. Wie Sie eine solche Ambition Schritt für Schritt entwickeln, zeigen wir in diesem Artikel 

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zusammengefasst

 

  • Eine Nachhaltigkeitsambition gibt Orientierung und setzt klare Prioritäten. 
  • Sie verbindet Vision, Werte und Positionierung mit langfristigen Zielen. 
  • Sie hilft, gesetzliche Vorgaben wie CSRD und ESRS sinnvoll in unternehmerisches Handeln zu übersetzen. 
  • Ambition bedeutet bewusste Schwerpunktsetzung – nicht alles ist gleich wichtig. 

Was ist eine Nachhaltigkeitsambition – und warum ist sie wichtig? 

Eine Nachhaltigkeitsambition ist die übergeordnete Ausrichtung, die beschreibt, wohin ein Unternehmen sich in Bezug auf Nachhaltigkeit entwickeln möchte – und warum. Dabei geht es um bewusste Schwerpunktsetzung: Welche Themen sind für uns zentral? Welche Haltung vertreten wir? Wo wollen wir hin? 
Eine Ambition und eine darauf aufbauende Strategie zeigt sich nicht nur in Plänen, sondern auch in konsistentem Handeln über die Zeit. Damit dies gelingt, braucht es eine klare Vision, verankerte Werte und eine strukturierte Herangehensweise – gerade im komplexen Nachhaltigkeitsumfeld【1】. Dabei bündelt sie das, was in vielen Unternehmen bereits passiert, und verknüpft es mit externen Erwartungen. 

Warum ist das wichtig? Weil Unternehmen zunehmend unter Druck stehen: von Gesetzgebern, etwa durch die CSRD, von Banken und Investor:innen, von Kund:innen und den eigenen Mitarbeitenden. Eine gut aufgesetzte Ambition und folgende Strategie schafft Orientierung, senkt Risiken, erschließt neue Marktchancen und stärkt die Glaubwürdigkeit. Dieser Zugang betont das langfristige Zielbild – und die Notwendigkeit, Ressourcen und Aktivitäten konsequent darauf auszurichten 【2】. Gleichzeitig positioniert sich das Unternehmen als zukunftsfähig – zum Beispiel durch innovative Produkte, stabile Lieferketten oder besseren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten.  

Kurz gesagt: Eine Nachhaltigkeitsambition als Basis für die Strategie schafft Klarheit, sowohl intern als auch extern. Und sie macht den Unterschied zwischen punktuellem Aktionismus und wirksamer Transformation. 

Von der Pflicht zur Kür: Relevante Rahmenwerke und ESG-Themen 

Wer eine Nachhaltigkeitsambition entwickelt, kommt an den relevanten Rahmenwerken nicht vorbei. Sie bieten nicht nur Orientierung, sondern in vielen Fällen auch ganz konkrete Vorgaben, die eingehalten werden müssen, etwa durch steigende regulatorische Anforderungen. 

Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die dazugehörigen ESRS (European Sustainability Reporting Standards) bilden derzeit den gesetzlichen Rahmen in der EU. Ab 2025 sind viele Unternehmen verpflichtet, Nachhaltigkeitsinformationen nach diesen Standards zu berichten. Die ESRS liefern nicht nur die inhaltlichen Berichtspflichten, sondern auch eine strukturierte Themenlogik entlang der ESG-Dimensionen, von Klima, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft über Arbeitnehmer:innenbelange bis hin zu Governance-Fragen【3】. Diese Struktur kann und sollte auch als inhaltliche Basis für die Ambitionsentwicklung genutzt werden. 

Grafik: Überblick ESRS (European Sustainability Reporting Standards) 

Ergänzend bieten freiwillige Rahmenwerke wie die SDGs (Sustainable Development Goals) wertvolle Anhaltspunkte für eine umfassende, international anschlussfähige Ausgestaltung der Ambition und folgenden Nachhaltigkeitsstrategie【4】. Sie helfen vor allem bei der Entwicklung von Zielen, der Einbindung von Stakeholdern oder der globalen Einordnung der eigenen Wirkung. 

Für das Thema Klimaschutz empfehlen sich zwei zusätzliche Rahmenwerke: Die TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) bietet einen strukturierten Ansatz, um klimabezogene Risiken und Chancen systematisch in die Unternehmensstrategie und -governance einzubetten【5】. Und die SBTi (Science Based Targets initiative) ermöglicht es, wissenschaftsbasierte Klimaziele zu entwickeln, die mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar sind【6】. Diese Ziele schaffen Transparenz und Glaubwürdigkeit und sind auch bei Investor:innen zunehmend gefragt. 

Unsere Empfehlung: Bauen Sie Ihre Ambition und folgende Strategie auf der ESRS-Themenstruktur auf und nutzen Sie TCFD/SBTi für Klimaziele. Damit stellen Sie sicher, dass alle wesentlichen Bereiche abgedeckt sind – und Sie gleichzeitig für mögliche Berichtspflichten gut vorbereitet sind. 

Status Quo, Vision und Zielbild: Wo stehen wir, wo wollen wir hin? 

Für die Nachhaltigkeitsambition braucht ein klares Zielbild. Das kann die Klimaneutralität sein, ein zirkuläres Geschäftsmodell, faire Lieferketten oder eine Führungsrolle in der sozialen Verantwortung. 

Jede Ambition beginnt mit einer ehrlichen Standortbestimmung. Wie reif ist das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen bereits verankert? Welche Projekte, Ziele und Strukturen gibt es, und wo bestehen noch weiße Flecken? Ein Reifegrad-Check bzw. eine SWOT-Analyse 【7】helfen dabei, den Status Quo systematisch zu erfassen.  

Grafik: SWOT-Analyse 

Darauf aufbauend ist ein Blick nach vorne essenziell: Wo will das Unternehmen 2030 oder 2050 stehen, etwa in Bezug auf Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft oder Diversität? Ein solches Zielbild schafft Orientierung, gibt die grobe Richtung vor und ist die Basis für messbare Etappenziele. Wichtig ist, dass dieses Bild zur Unternehmensstrategie passt und von der Geschäftsführung vertreten wird. 

Der zentrale Bestandteil dieser Zukunftsorientierung ist die Definition der strategischen Ambition: Welches Nachhaltigkeitsverständnis verfolgt das Unternehmen? Ist das Ziel primär, gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden (compliance-driven) – oder soll Nachhaltigkeit aus Gründen der Kosteneffizienz oder als Differenzierungsmerkmal genutzt werden (opportunities-driven oder leadership-driven)? Oder geht es sogar darum, aktiv gesellschaftlichen und ökologischen Wandel mitzugestalten (impact-driven)? 

Grafik: Ambition der Nachhaltigkeitsstrategie 

Diese Ambitionsstufen helfen dabei, die eigene Position klarer zu bestimmen – und gegenüber internen wie externen Stakeholdern transparent zu kommunizieren, wo man steht und wohin man will. Ebenso wichtig ist der Vergleich mit anderen Unternehmen. Ein Peer Review zeigt, wo Wettbewerber stehen, und unterstützt die interne Argumentation für ein höheres Ambitionsniveau. 

Wir haben uns in diesem Artikel den ersten beiden Schritten eines fundierten Strategieprozesses gewidmet: der Analyse des Status Quo und der Definition Ihrer Ambition. Gemeinsam bilden sie die Grundlage für die weitere Entwicklung einer wirksamen Nachhaltigkeitsstrategie – wie auch in unserer Grafik dargestellt. 

Grafik: Überblick Strategieprozess 

Im nächsten Schritt geht es darum, die wesentlichen ökologischen und sozialen Themen systematisch zu identifizieren und daraus konkrete Ziele und Maßnahmen abzuleiten. Wie das gelingt, zeigen wir im nächsten Artikel – inklusive Tipps zu Wesentlichkeitsanalyse, Zielsystem und Steuerungsstruktur. 

Weiter zu Teil 2: Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und operationalisieren: Vom Ziel zur Wirkung 


Quellen:

[1] Mintzberg, H., Ahlstrand, B., & Lampel, J. (1998). Strategy Safari: A Guided Tour Through the Wilds of Strategic Management. Prentice Hall. 
[2] Chandler, A. D. (1962). Strategy and Structure: Chapters in the History of the American Industrial Enterprise. MIT Press. 
[3] ESRS – European Sustainability Reporting Standards: About sustainability reporting | EFRAG 
[4] SDGs – Sustainable Development Goals: sdgs.un.org 
[5] TCFD – Task Force on Climate-related Financial Disclosures: https://www.fsb-tcfd.org 
[6] SBTi – Science Based Targets initiative: https://sciencebasedtargets.org 
[7] Humphrey, A. (2005). SWOT Analysis. Stanford Research Institute.  

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