Für den langfristigen Erfolg eines jeden Unternehmens ist die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit unverzichtbar. Doch trotz aller Fortschritte wächst der ökologische Druck weiter, und das Tempo der Veränderung reicht nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen.
Deshalb lohnt es sich, weiterzudenken: Was wäre, wenn Unternehmen nicht nur Schäden begrenzen, sondern aktiv zum ökologischen und sozialen Aufbau beitragen?
Genau darum geht es beim regenerativen Wirtschaften, einem Prinzip, das auf Reparatur und Aufbau setzt, statt den Status quo nur zu erhalten. In diesem Artikel erläutern wir, was regenerative Ansätze ausmacht, worin sie sich von klassischer Nachhaltigkeit unterscheiden und wie Unternehmen erste Schritte in Richtung Regeneration gehen können.
Der Unterschied zwischen regenerativem Wirtschaften und „konventioneller“ Nachhaltigkeit
Konventionelle Nachhaltigkeit bedeutet für Unternehmen: Emissionen senken, Schäden vermeiden, Ressourcen effizienter nutzen und sozial gerecht handeln. Diese Schritte sind wichtig, um unseren Planeten zu schützen und gleichzeitig den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern. Aber das allein reicht nicht aus, um die großen Herausforderungen rechtzeitig zu meistern. Oft dämpfen wir nur die negativen Auswirkungen und halten den Status quo mehr oder weniger aus, ohne ihn grundlegend zu verbessern [1]. Das Prinzip des regenerativen Wirtschaftens geht einen Schritt weiter. Es will nicht nur weniger Schaden anrichten, sondern aktiv zur Regeneration von Ökosystemen und sozialen Systemen beitragen [2].
Grafik: Der Wandel von ‚Nachhaltigkeit‘ zu Regeneration“ – aus TheDive (2023) basierend auf Reed (2016) & Roland (2018)
Vom Bewahren zum Neugestalten: Warum Unternehmen heute mehr als Nachhaltigkeit brauchen
Wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt: Zwei Wirtschaftssysteme stehen sich gegenüber. Das etablierte, auf linearem Wachstum basierend, und ein neues, regeneratives System, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Viele der heutigen Geschäftsmodelle sind mit den Prinzipien der neuen Wirtschaft nicht vereinbar, denn echte Nachhaltigkeit ist in einem grundsätzlich nicht-nachhaltigen System nicht erreichbar.
Dennoch erkennen immer mehr Unternehmen ihre wichtige Rolle als wirtschaftlich starke und ökologisch einflussreiche Akteure im Übergang zu einer regenerativen Zukunft. Sie beginnen, Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfall zu reduzieren und innovative Geschäftsmodelle zu verfolgen, die auf Kreislaufwirtschaft, sozialen Werten und systemischem Denken basieren.
Der Wandel ist ein langfristiges Projekt, doch die heute getroffenen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen sind entscheidend dafür, welche Zukunft wir gestalten. Zentral ist die Frage, welche Zukunft wir für die nächste Generation formen möchten und wie wir diesen Prozess des Wandels bewusst mitgestalten können [3].
Wie der Einstieg gelingt
Der Weg zu regenerativem Wirtschaften beginnt mit einer grundlegenden Frage: Welchen Wert schafft das Unternehmen eigentlich und für wen? Unternehmen sollten ihr Wertversprechen kritisch überprüfen und erweitern. Dabei geht es nicht nur darum, Kund:innen zufrieden zu stellen oder Gewinne zu erzielen, sondern gleichzeitig ökologische und soziale Herausforderungen aktiv anzugehen. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist also nicht mehr nur darauf ausgelegt, weniger Schaden zu verursachen, sondern mehr zurückzugeben als zu entnehmen.
Der erste Schritt für Unternehmen ist es, systemisch zu denken und den eigenen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft transparent zu machen. Dies kann durch eine ehrliche Analyse der ökologischen und sozialen Auswirkungen geschehen, die das Unternehmen verursacht. Anschließend gilt es, konkrete Maßnahmen zu entwickeln, die die Wiederherstellung und Verbesserung dieser Systeme fördern, ob durch nachhaltige Ressourcennutzung, regenerative Lieferketten oder faire Arbeitsbedingungen [4].
Unser Fazit und Empfehlung
Regeneratives Wirtschaften bedeutet, mehr für Umwelt und Gesellschaft zurückzugeben, als man nimmt und damit langfristig erfolgreich und widerstandsfähig zu sein. Unternehmen müssen bereit sein, ihr Geschäftsmodell zu hinterfragen und ganzheitlich zu verändern. Der Einstieg gelingt am besten durch ehrliche Selbstanalyse, das Messen der eigenen Auswirkungen und ein aktives Engagement, Probleme gemeinsam anzugehen.
- Wertversprechen erweitern: Entwickeln Sie Ihr Geschäftsmodell so, dass es neben ökonomischem Erfolg auch ökologische und soziale Werte schafft. Fragen Sie sich: Wie können wir aktiv zur Regeneration der Umwelt und Gesellschaft beitragen?
- Transparenz schaffen: Erfassen und messen Sie den ökologischen Fußabdruck Ihres Unternehmens umfassend, zum Beispiel durch Treibhausgasbilanzierung und soziale Auswirkungen in der Lieferkette.
- Stakeholder einbinden: Binden Sie Mitarbeitende, Partner:innen und Kund:innen in die Transformation ein, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und das Engagement zu verstärken.
- Innovation vorantreiben: Nutzen Sie sowohl technologische als auch Low-Tech-Lösungen, um regenerative Ansätze praktisch umzusetzen. Dabei zählt nicht nur Hightech, sondern auch das bewusste Gestalten von Kreisläufen und nachhaltigen Prozessen.
Politische Rahmenbedingungen nutzen: Beobachten Sie gesetzliche Vorgaben und integrieren Sie diese frühzeitig in Ihre Unternehmensstrategie, um wettbewerbsfähig und zukunftssicher zu bleiben.
Quellen
[1] Haufe Sustainability (2022): Regeneratives Wirtschaften – wieso nachhaltig nicht reicht. Interview mit Prof. Dr. Stephan Hankammer, Christoph Herzog, 2022: https://www.haufe.de/sustainability/debatte/regeneratives-wirtschaften-wieso-nachhaltig-nicht-reicht_575768_580092.html
[2] TheDive (2023): Warum regeneratives Wirtschaften das wichtigste Thema für die Organisationsentwicklung ist: https://www.thedive.com/de/blog/warum-regeneratives-wirtschaften-das-wichtigste-thema-fuer-die-organisationsentwicklung-ist
[3] EY (o. J.): Regenerative principles for a sustainable future: https://www.ey.com/en_gl/insights/climate-change-sustainability-services/regenerative-principles-sustainable-future
[4] Haufe Sustainability (2022): Regeneratives Wirtschaften – wieso nachhaltig nicht reicht. Interview mit Prof. Dr. Stephan Hankammer, Christoph Herzog, 2022: https://www.haufe.de/sustainability/debatte/regeneratives-wirtschaften-wieso-nachhaltig-nicht-reicht_575768_580092.html